| Veranstaltung: | Digitaler Landesparteirat GRÜNE NRW am 28.02.2021 | 
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes | 
| Antragsteller*in: | Kathrin Henneberger (KV Heinsberg) | 
| Status: | Zurückgezogen | 
| Eingereicht: | 02.02.2021, 14:51 | 
V-2: Alle Dörfer bleiben – weltweit! Für eine Klimapolitik der Gerechtigkeit
Antragstext
Jeden Tag müssen die Menschen, die am Tagebau wohnen, erleben, wie ihnen ihr 
Zuhause genommen wird. Mit Kettensägen werden Alleen und Wälder gefällt, mit 
Baggern Kirchen und Häuser niedergerisse. Straßen werden zerstört, die die 
Dörfer seit Generationen vernetzen. Jeden Tag hören die Anwohnenden das laute 
Knirschen und Dröhnen der großen Kohlebagger, die ohne innezuhalten auf ihre 
Dörfer zusteuern. Im letzten Sommer wurde die Landstraße L277 zerstört und im 
Herbst sowie erst vor wenigen Wochen ein Teil des Dorfes Lützerath. Eines konnte 
der Kohlekonzern RWE aber noch nicht zerstören: Den Mut der hier lebenden 
Menschen, die sich jeden Tag dafür engagieren, dass Dörfer, Wälder und Felder 
bleiben. Den Menschen hier geht es dabei nicht nur um ihr Zuhause: Unter den 
Dörfern am Tagebau Garzweiler alleine sind noch 600 Millionen Tonnen Braunkohle, 
die nach dem Willen von RWE verfeuert werden sollen. Wollen wir die Klimakrise 
aufhalten und unseren internationalen Verpflichtungen gegenüber dem 
Übereinkommen von Paris (Paris Agreement) nachkommen, muss der Kohleausstieg 
schneller umgesetzt werden als derzeit von der Bundesregierung geplant.
Lokal Verantwortung übernehmen angesichts der Klimakrise
Das rheinische Braunkohlerevier mit all seinen Tagebauen und Kohlekraftwerken 
ist immer noch einer der zentralen Orte, die über unser aller Zukunft 
entscheiden. Jeden Tag übernehmen Menschen, die an den Tagebauen für die 
Stilllegung dieser streiten, da Verantwortung, wo die Politik derzeit versagt: 
Sie übernehmen Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft und stehen in 
Solidarität mit den Menschen, die bereits jetzt aufgrund der Klimakrise in 
anderen Regionen der Welt ihre Existenz verlieren.
Dem entgegen steht eine Landesregierung unter Armin Laschet und eine 
Bundesregierung mit Wirtschaftsminister Altmaier, die nur den kurzfristigen 
Profitinteressen fossiler Konzerne dienen und nicht dem Wohlergehen der 
Menschen. Das Bundeswirtschaftsministerium verheimlichte ein Gutachten, das 
belegt, dass die Dörfer am Tagebau Garzweiler nicht mehr für den Kohleabbau 
zerstört werden müssen. Das Parlament und die Bevölkerung wurden mit dem 
Zurückhalten dieses Gutachtens getäuscht. Der Bundestag hat bei der Abstimmung 
über das sogenannte Kohlegesetz auf Grundlage falscher und unvollständiger 
Informationen weitreichende Entscheidungen getroffen. Als B90/ Die Grünen NRW 
kritisieren wir dies als zutiefst undemokratisch.
Es ist schon längst klar, dass die Braunkohle unter den Dörfern nicht für die 
Energieversorgung benötigt wird. Die Grünen NRW stehen solidarisch an der Seite 
der Menschen in den Dörfern am Tagebau Garzweiler 2. Neben einem Moratorium für 
Umsiedlungsvorbereitungen fordern wir die Landesregierung dazu auf, die 
Leitentscheidung schnellstmöglich an die energiepolitische Realität anzupassen 
und die bedrohten Dörfer rechtssicher zu erhalten. Statt weiter Fakten zu 
schaffen, braucht es Zeit für politische Verhandlungen und ausstehende 
Gerichtsprozesse sowie einen schnellen, nachhaltigen und sozial gerechten 
Strukturwandel, der den Menschen in der Region eine sichere Perspektive gibt.
Global einstehen für eine lebenswerte Zukunft & europäische Klimapolitik 
umsetzen
Politische Entscheidungen von Regierungen und Parlamenten müssen sich endlich am 
Übereinkommen von Paris (Paris Agreement) und dem Ziel, die globale Erhitzung 
der Erdatmosphäre auf 1,5 Grad zu beschränken, ausrichten.
Die energiewirtschaftlichen und -politischen Rahmenbedingungen haben sich seit 
Beschluss der Kommission Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung (KWSB) 
grundlegend geändert. Ein Weiter so ist deshalb undenkbar: Für die Betroffenen 
in den Dörfern und für das Allgemeinwohl. Spätestens mit dem neuen EU-
Klimagesetz und dem neuen EU-Klimaziel für 2030 ist der Kohleausstieg 2038 nicht 
mehr haltbar. Das bedeutet für das Land NRW den Kohleausstieg auf spätestens 
2030 vorzuziehen. Wenn die Landesregierung am veralteten Ausstiegspfad festhält, 
riskiert sie nicht nur den sozialen Frieden, sondern stellt sich damit auch 
gegen das Übereinkommen von Paris und der Klimapolitik der Europäische Union. 
Wir brauchen ein deutliches Vorziehen des Kohleausstiegs in NRW, um 
Planungssicherheit für die betroffenen Regionen zu gewährleisten und 
Strukturwandelmaßnahmen frühzeitig umzusetzen.
Als B90/ Die Grünen NRW stehen wir ein für eine klimagerechte Politik, die sich 
nach dem Wohlergehen der Bevölkerung richtet. Für eine ökologisch und sozial 
gerechte Transformation unserer Wirtschafts- und Lebensweise, die niemanden 
zurücklässt und eine Zukunft für unsere Kinder ohne Klimakatastrophe ermöglicht.
(Dieser Antrag wurde gemeinsam geschrieben von Menschen, die in der vom Tagebau 
Garzweiler betroffenen Region leben.)
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