erfolgt mündlich
Antrag: | NRW-Lehrkräfteausbildung in das 21. Jahrhundert holen! |
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Antragsteller*in: | Landesvorstand NRW (dort beschlossen am: 29.05.2024) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Übernahme |
Eingereicht: | 29.05.2024, 11:48 |
Antrag: | NRW-Lehrkräfteausbildung in das 21. Jahrhundert holen! |
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Antragsteller*in: | Landesvorstand NRW (dort beschlossen am: 29.05.2024) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Übernahme |
Eingereicht: | 29.05.2024, 11:48 |
Tausende Lehrer*innen in NRW arbeiten jeden Tag für mehr Chancen und Bildungsgerechtigkeit. Sie sind der Schlüssel zur Bildung und engagieren sich mit Herzblut. Dabei möchten wir sie noch stärker unterstützen, und dazu gehört eine bestmögliche Chance der Ausbildung. Wir wollen die Lehrkräfteausbildung endlich den aktuellen Erfordernissen und Bedarfen anpassen. Wir wollen die Ausbildung unserer Lehrer:innen in das 21.
Tausende Lehrer*innen in NRW arbeiten jeden Tag für mehr Chancen und Bildungsgerechtigkeit. Sie sind der Schlüssel zur Bildung und engagieren sich mit Herzblut. Dabei möchten wir sie noch stärker unterstützen, und dazu gehört eine bestmögliche Chance der Ausbildung. Wir wollen die Lehrkräfteausbildung endlich den aktuellen Erfordernissen und
Bedarfen anpassen. Wir wollen die Ausbildung unserer Lehrer:innen in das 21.
Jahrhundert holen!
Einiges läuft schief in der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer in NRW –
vieles schon seit langem, andere Dinge sind erst durch die neuerlichen
Herausforderungen zutage getreten. Wir GRÜNE fordern schon seit Langem, das
System Schule als Ganzes fit für das 21. Jahrhundert zu machen. Die Einführung
des Praxissemesters ist neben kleineren Änderungen an der OVP, den Lehrplänen im
Referendariat und der Zusammenlegung des Eignungs- und des
Orientierungspraktikums die einzige Reform gewesen, die den Namen verdient hat.
Das Feedback zeigt, dass diese Reform neben positiven auch negative Effekte mit
sich brachte. Es wird Zeit, die Rückmeldungen aus den Unis, Schulen und
Seminaren, von Professor:innen, Student:innen und Lehrer:innen in die Realität
zu überführen. Es wird Zeit für einen neuen Aufschlag im Bildungsbereich. In
diesem Antrag möchten wir GRÜNE Forderungen sammeln, die die LAG Bildung in
monatelanger Arbeit mit Stakeholdern im Bereich Lehramtsausbildungund in
Zusammenarbeit mit der LAG Hochschulpolitik besprochen hat und wir fordern GRÜNE
im Parlament und der Regierung auf, auf die Umsetzung dieser Punkte hinzuwirken.
Ausreichende Ausbildung in den Universitäten und Attraktivität des Studiums
sichern
Die Prognosen der Bedarfe sind für Universitäten oft undurchsichtig, es findet
teilweise eine starke regionale Unterversorgung von speziellen Bildungsgängen
statt. Die Landespolitik, insbesondere das Ministerium für Schule und Bildung,
muss in Zusammenarbeit mit den Hochschulen ausreichend und am regionalen Bedarf
orientierte Plätze in Lehramtsstudiengängen für NRW bereitstellen. Diese
Studiengänge müssen optimal auf den zukünftigen Beruf vorbereiten, praxisnah und
attraktiv gestaltet sein, damit ausreichend Lehrkräfte ausgebildet und für den
zukünftigen Beruf gewonnen werden können. Hier sind ein guter Dialog mit den
Hochschulen, das Schaffen von guten (Studien)Strukturen und Anreizen wichtig.
Hier muss es zu einem Interessenausgleich zugunsten der Lehrkräfteversorgung
kommen. Es fehlen bereits jetzt etliche Lehramtsstudienplätze an den
Hochschulen. Das wollen wir ändern. Gleichzeitig müssen mehr Menschen für die
Aufnahme eines Lehramtsstudiums gewonnen werden, damit der Bedarf Lehrkräften
nachhaltig gedeckt werden kann. Aus diesem Grund sollte die Durchlässigkeit der
Studiengänge erhöht werden. So können für das Lehramtsstudium geeignete
Wechsler:innen und Abbrecher:innen aber auch Absolvent:innen mit
Bachelorabschlüssen aus fachnahen Studiengängen auch von Fachhochschulen für das
Studium gewonnen werden. Ein weiteres Augenmerk sollte auf berufsbegleitenden
und weiterbildenden Studiengängen/ Teilzeitstudiengänge/ Studieren mit
besonderen Bedürfnissen (Kinder,Pflege etc.) liegen.Darüber hinaus sollten
Lehramtsstudierende besser in die Schulen insbesondere am Studienort eingebunden
werden.
Wir fordern:
Junglehrkräfte fit für die Zukunft machen
Es ist beinahe eine Binsenweisheit: „Was wir in der Uni lernen, brauchen wir im
Job niemals wieder“. Wir teilen die Pauschalität dieser Aussage nicht. Es muss
immer eine universitäre Phase der Lehramtsausbildung geben, unsere Lehrer:innen
müssen in der Lage sein, ihren Alltag theoriegeleitet reflektieren zu können.
Dazu braucht es den Input aus dem Seminarraum. Dennoch braucht es auch im
Studium regelmäßig den Input aus dem Klassenraum.
Wir fordern daher:
Lehramtsstudierende frühzeitig als Ressource sehen und mit Hilfe
multiprofessioneller Teams ins System integrieren
Es herrscht Lehrkräftemangel. In vielen Fächern muss regelmäßig Unterricht
ausfallen, weil Fachlehrer:innen fehlen – 2024 war es eine von 5 Schulstunden.
Andererseits finden Lehrende in Überflussfächern längere Zeit keinen festen Job.
Dieses Spannungsfeld ist jungen Lehramtsstudierenden auch vor der
Fächerentscheidung bewusst. Es ist wichtig, dass Lehramtsstudierende auch
außerhalb des Systems Schule Erfahrungen machen – es ist aber ebenso wichtig,
dass Ihnen Angebote gemacht werden, sich mit dem System bekannt zu machen.
Aktuell ist es so, dass alle Lehramtsstudierenden mit Studijobs außerhalb des
Bildungssektors einen Verlust für unser Bildungssystem darstellen, den wir nicht
verkraften können. Kurzfristig sind Studierende eine wichtige Ressource, da sie
gezielte und qualifizierte Angebote gestalten können.
Daher fordern wir:
Querschnittsthemen als solche behandeln: schulformübergreifende Ausbildung
stärken und fächerübergreifende Thematiken gemeinsam vermitteln
Die Trennung zwischen den Schulformen ist eine zufällige. Dennoch führt sie zu
Schranken im Kopf, wenn Lehrkräfte der Primar- oder Sekundarstufe nebeneinander
das gleiche lernen. Inklusion, Digitalisierung und Differenzierung sind Themen,
die alle Lehrkräfte kompetent behandeln können müssen. Wir halten es für
bereichernd, wenn ein Sek-II Lehrer sich mit der Grundschullehrkraft austauschen
kann und sie sich gemeinsam fortbilden können. Wir finden es wichtig, dass sich
Fachlehrkräfte unterschiedlicher Fächer über ihre Herangehensweise mit dem
gleichen Unterrichtsgegenstand austauschen. Nur so können wir beginnen, die
großen Probleme in den Übergängen zwischen den Schulen auszugleichen, nur so
kann der so wichtige fächerübergreifende Unterricht durchgeführt und geplant
werden.
Ein Kernproblem ist auch, dass die Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung
sehr unterschiedlich ausgestattet sind. Fachleiterinnen für Gymnasien haben
andere Arbeitszeiten und eine andere Besoldung als solche für Realschulen oder
die Grundschule, dabei sind die Berufsfelder beinahe identisch. Manche ZfsL
bieten alle Lehrämter an, andere sind deutlich kleiner und haben ein deutlich
begrenzteres Angebot.
Wir fordern:
Flexibilisierung der zweiten Ausbildungsphase durch modulare Strukturierung
Die zweite Ausbildungsphase ist aktuell der erste bezahlte Einstieg für
Lehrkräfte in das Schulsystem. In der ersten, universitären Phase haben sie mit
Ausnahme des Praxissemesters nur kurzen und vergleichsweise unstrukturierten
Kontakt mit Schülerinnen und Schülern. Für viele Lehramtsanwärter:innen wird die
zweite Ausbildungsphase als übermäßig belastend erlebt. Wir können uns in der
aktuellen Situation nicht leisten, dass eigentlich leistungsfähige, aber in
dieser Situation über Gebühr belastete Menschen den Beruf als Lehrkraft nicht
ergreifen.
Die Bildungsforschung zeigt uns auch in anderen Bereichen, dass Fortschritte
nicht im Gleichschritt erfolgen, sondern individuell sind. Diese Erkenntnisse
müssen sich auch im Referendariat niederschlagen, um den Individuen in der
Ausbildung auch individuell gerecht werden zu können. Gleichzeitig stellen wir
auch klar, dass anderthalb Jahre Referendariat im Regelfall das Minimum an
Ausbildungszeit in der zweiten Phase sein sollten.
Wir fordern daher:
Lehrkräfte nicht in den Burnout entlassen: die dritte Ausbildungsphase aktiv
ausgestalten!
Nach dem Referendariat, nach der Ausbildung ist das Lernen der Lehrkräfte nicht
vorbei. Das ist bereits jetzt eine Selbstverständlichkeit. Leider wird es nicht
ausreichend gelebt und gefördert.
Wir fordern:
Pilotprojekte „Ein-Fach-Lehrkraft“ und duale Lehrkräfteausbildung ermöglichen
Letztendlich kommt aber auch immer wieder ein Argument auf, dem wir uns nie ganz
verschließen konnten. Die zunehmende Verschränkung von Theorie und Praxis
schreit gerade danach, einen dualen Studiengang anzubieten. Wir wollen prüfen,
wie Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) sich in die
Lehrkräfteausbildung einbringen können und stärken insbesondere die Ausbildung
von Berufsschullehrkräften an HAWen. Außerdem kann die Attraktivität des
Studiengangs Lehramt auch von den Anforderungen abhängen, unbedingt zwei Fächer
studieren zu müssen. Gerade in Mangelfächern sollte es möglich sein,
Studiengänge mit entsprechend weniger CP anzubieten oder Masterstudiengänge auf
Fachbachelor bzw. -masterabschlüsse aufsatteln zu lassen.
Dieser Bereich ist kaum erforscht und Vor- und Nachteile sind schwer abzusehen.
Wir fordern daher, Pilotprojekte für diese Vorhaben in Zusammenarbeit mit
ausgewählten ZfsL, Unis und Schulen zu ermöglichen, beginnend in der
Primarstufe. Diese Projekte sollen fortlaufend wissenschaftlich begleitet und
evaluiert werden.
erfolgt mündlich