Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz 24./25. Mai 2025 in Köln |
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Tagesordnungspunkt: | 8. Verschiedenes |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Landesdelegiertenkonferenz |
Beschlossen am: | 24.05.2025 |
Antragshistorie: | Version 2 |
Kindermedizin neu denken und stärker aufstellen!
Beschlusstext
Kinder und Jugendliche werden im deutschen Gesundheitssystem seit vielen Jahren
systematisch benachteiligt. Die Kinder- und Jugendmedizin ist in allen Bereichen
und Sektoren chronisch unterfinanziert. Dabei ist evident, dass eine Investition
in die Kinder- und Jugendgesundheit nicht nur eine moralische und
gesellschaftliche Verpflichtung ist, sondern auch eine volkswirtschaftlich
sinnvolle Maßnahme darstellt. Denn: Gesunde Kinder von heute sind die gesunden
Erwachsenen von morgen!
Politisches Handeln muss sich daher dahingehend engagieren, dass:
Gesundheitsfachpersonen im Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen
vorgehalten werden und/oder die Angebote und die Zusammenarbeit des
Öffentlichen Gesundheitsdiensts mit Kitas und Schulen ausgebaut werden,
auf eine Stärkung der Verhaltens- und Verhältnisprävention bei Kindern und
Jugendlichen hingewirkt wird, z. B. durch gesundheitliche Bildung und die
gesundheitsförderliche Gestaltung kindlicher Lebensumgebungen in Schulen
und Kindertagesstätten,
regulierende Maßnahmen z. B. im Bereich der Nahrungsmittelwerbung
entsprechend der Expert*innenkommission der Bundesregierung veranlasst
werden,
die Kinderkrankenpflege durch eine Förderung der kinderspezifischen
Ausbildung gestärkt wird,
durch Vorschaltung von kompetenten Instanzen (z. B. telemedizinische
Beratungsangebote) sowie eine Ausdifferenzierung rettungsdienstlicher
Leistungen, im Rahmen anstehender Reformen von Notfallversorgung und
Rettungsdienst, die Fehlinanspruchnahme der Notfallstrukturen durch
Bagatellerkrankungen vermindert und die Elternkompetenz gestärkt wird,
die flächendeckende ambulante und stationäre Versorgung in der Kinder- und
Jugendmedizin durch Förderung der Aus- und Weiterbildung, durch
planerische Maßnahmen und Schaffen angemessener finanzieller Anreize
sichergestellt wird,
Gesetzgebungsverfahren im Rahmen der Krankenhaus-, Ambulanz- und
Notfallreform die Bedarfe der Kinder- und Jugendmedizin, insb. in
bevölkerungsschwachen Regionen, angemessen abbilden,
sektorenübergreifende interdisziplinäre und multiprofessionelle
Versorgungsangebote für die Versorgung schwer kranker oder behinderter
Kinder und Jugendlicher (z. B. Sozialpädiatrische Zentren, Kinder-
Institutsambulanzen) entwickelt und ausgebaut werden,
Lotsendienste als Angebot der Frühen Hilfe in Geburts- und Kinderkliniken
bundesgesetzlich verankert und regelfinanziert werden, um Eltern mit
Unterstützungsbedarf hinsichtlich einer gesunden Kindesentwicklung
frühzeitig, systematisch und niedrigschwellig beraten zu können,
die Vernetzung zwischen pädagogischen und medizinischen Institutionen zum
Wohle der Kinder mit Entwicklungs- und Verhaltensauffälligen (z. B. im
Hinblick auf U-Untersuchungen und Sprachstandserhebungen) verbessert wird,
um gemeinsam angemessene Förderkonzepte und Unterstützungsangebote zu
formulieren und umzusetzen sowie Doppeltestungen zu vermeiden,
finanzielle Hilfen im Rahmen der Krankenhausreform (z. B. Erlösvolumen
Kinder- und Jugendmedizin) wirklich in den pädiatrischen Fachkliniken am
Bett ankommen, und
mehr Anreize zur Niederlassung von Kinder- und Jugendärzt:innen in
unterversorgten Gebieten; mobile Kindersprechstunden insb. in
strukturschwachen Regionen eingerichtet werden.