Veranstaltung: | Landesparteirat GRÜNE NRW am 13.11.2022 |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 4. Solidarisch und innovativ aus der Krise - Grün in die Zukunft! |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Landesparteirat |
Beschlossen am: | 13.11.2022 |
Eingereicht: | 15.11.2022, 12:36 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Solidarisch und innovativ aus der Krise - Grün in die Zukunft!
Beschlusstext
I. Solidarisch und innovativ aus der Krise - Grün in die Zukunft!
Wir erleben gerade eine Gleichzeitigkeit von globalen Krisen, die die Politik
vor immer neue Herausforderungen stellt und die Ungleichheit, mit der die
Menschen mit den Krisen konfrontiert werden, deutlich macht. Die Corona-Pandemie
ist zu einem stetigen Begleiter geworden, der unser Gesundheitssystem an seine
Belastungsgrenzen bringt. Die Klimakrise zeigt sich immer öfter in ihren
extremen Auswüchsen: Dürre, Waldbrände und Überschwemmungen. Das Artensterben
ist die parallel stattfindende zweite große Krise, die die Existenzbedingungen
der Menschen auf dem Planeten in Frage stellt. Der fortschreitende Klimawandel
zerstört Lebensgrundlagen für Menschen und Tiere und bestimmt das Leben all
derer, die von ihm betroffen sind. Die Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-
Westfalen und Rheinland-Pfalz mit vielen Toten und die Dürre des vergangenen
Sommers haben uns schmerzhaft vor Augen geführt, dass die dramatischen
Konsequenzen des Klimawandels nicht nur in weit entfernten Regionen wie jüngst
in Pakistan geschehen, wo Millionen von Menschen ihre Häuser, Existenzgrundlagen
und ihr Leben ließen.
Der völkerrechtswidrige russische Angriffskrieg auf die Ukraine ist ein
historischer Einschnitt für unsere Friedens- und Sicherheitsordnung in Europa
und der Welt. Neben den grausamen Folgen für die Menschen in der Ukraine führt
uns dieser Krieg unsere enorme Abhängigkeit von fossilen Energieträgern vor
Augen und versetzt uns in eine Zeit der fossilen Inflation. Wir erleben in
Deutschland und Europa Energieknappheit, steigende Lebenshaltungskosten und
zurückgehende Kauf- und Investitionskraft sowie eine sich deutlich abzeichnende
Rezession. Russlands Angriffskrieg und die Strategie, Energie als Waffe
einzusetzen, sind der Auslöser für die Energiekrise. Putin nutzt dabei die
jahrzehntelang fehlgeleitete Energiepolitik der Vorgängerregierungen aus, die
sich immer weiter in die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas gebracht und
dabei den notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien versäumt haben. Diese
bittere Realität ist aber auch der Ausgangspunkt, an dem wir Verantwortung
übernehmen, um die unmittelbaren Auswirkungen für die Gesellschaft und die
Wirtschaft in NRW zu bewältigen. Das gelingt uns nur mit massiven Investitionen
in die Zukunft und gezielten Entlastungen in der Gegenwart. Diese wollen wir
unter Anwendung des regulären Haushaltsrechts, sowie, wenn nötig, unter
Inanspruchnahme der Ausnahmeregelungen der Schuldenbremse bewerkstelligen. Die
multiplen Krisen fordern uns heraus: Wir müssen jetzt schnell und pragmatisch
handeln und dürfen zugleich unsere langfristigen Ziele nicht aus den Augen
verlieren.
Wir GRÜNE NRW begrüßen den Drei-Säulen-Plan der Schwarz-Grünen Landesregierung,
der mit finanziellen Mitteln in Höhe von 3,5 Milliarden Euro hinterlegt ist.
Dieses Entlastungspaket kümmert sich um das Heute und nimmt dabei das Morgen in
den Blick. Erstens: Mit einer umfassenden Krisenhilfe sollen Familien, Kinder,
Wirtschaft, Kultur, und Sport entlastet werden. Klar ist: Dieses Land steht
solidarisch zusammen. Um zweitens den aktuellen Herausforderungen in der Krise
angemessen zu begegnen, soll die Krisen-Resilienz gestärkt werden. Und drittens
soll eine vorausschauende Krisenvorsorge auf die Zukunft vorbereiten. Damit das
gelingt, braucht es ein sicheres Fundament für die Energieversorgung des Landes.
Damit mobilisiert NRW insgesamt 14,4 Milliarden Euro in die Entlastung von
Bürger*innen, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.
Vorrang für Erneuerbare Energien
Nur mit einem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien können wir zum
einen unsere Importabhängigkeit fossiler, insbesondere russischer Energieträger
überwinden und zum anderen die wichtigen Schritte gehen, um der Klimakrise und
ihren Folgen zu begegnen und den 1,5 Grad-Pfad einzuhalten.
Mit dem Koalitionsvertrag haben wir uns zum Ziel gesetzt, NRW zur ersten
klimaneutralen Industrieregion Europas zu machen. Je stärker wir auf die
Erneuerbaren Energien setzen, desto unabhängiger sind wir von fossilen
Energieträgern, desto freier werden wir von autoritären Regimen und desto eher
hinterlassen wir eine lebensfähige Erde für kommende Generationen. Die
Erneuerbaren Energien sind auch unsere Antwort auf die ungleiche
Lastenverteilung der Auswirkungen der Klimakrise in diesem Land, denn sie
stellen eine bezahlbare Energieversorgung sicher. Neben dem schnellstmöglichen
Ausbau der Erneuerbaren Energien, müssen wir für einen geringeren
Energieverbrauch sorgen und in mehr Energieeffizienz investieren. Energie muss
dauerhaft für alle Privathaushalte, Unternehmen, öffentliche und soziale
Einrichtungen sowie Schulen und Orte der Kinderbetreuung, Vereine und
zivilgesellschaftliche Organisationen bezahlbar bleiben. Wir haben in den
letzten Jahrzehnten billige fossile Energien aus autoritären Staaten auf Kosten
von Klima und Menschenrechten bezogen. Auch deshalb ist der Ausbau der
Erneuerbaren Energien entscheidend. Klar ist aber auch: Erneuerbare Energie
heißt nicht unendliche Energie. Wir müssen schonender, sparsamer und achtsamer
mit Energie umgehen.
In NRW sind wir Grüne in den ersten vier Monaten unserer Regierungszeit wichtige
Schritte für den Ausbau der Erneuerbaren Energien gegangen. In der
Landesregierung haben wir mehr Flächen für die Solarenergie geöffnet und dabei
die Länderöffnungsklausel im Erneuerbare-Energien-Gesetz genutzt. Mit den
Eckpunkten für einen neuen Landesentwicklungsplan (LEP) wird der Weg frei
gemacht, die 1500-Meter-Abstandsregel der Vorgängerregierung aufzuheben, das
Wind-an-Land-Gesetz umzusetzen und die Erzeugung von Windenergie auf geeigneten
Wald- und Gewerbeflächen zu erleichtern. Zudem unterstützen wir die Kommunen
dabei, die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern und stellen ihnen 50
Millionen Euro für den Klimaschutz bereit. 40 Millionen Euro können die Kommunen
mit einem einfachen Verfahren als direkte Zuschüsse für Klimaschutzinvestitionen
beantragen. denn Klimaschutz wird vor Ort gemacht! Und genau hier leisten wir
Hilfe.
All diese Maßnahmen dienen dem Ziel, der Energiegewinnung aus Sonne und Wind
mehr Raum zu geben. Die bisher ergriffenen Maßnahmen beschleunigen den Ausbau
der Windkraft für die Zukunft. Für 2022 und 2023 – und somit entscheidend für
die kommenden Winter – leidet der Zubau noch an den Versäumnissen der
Vorgängerregierung. Wir unterstützen die Wirtschaftsministerin darin, den Ausbau
der Windenergie in NRW kurzfristig anzukurbeln, um die Energiepreise zu dämpfen
und klimaschädliche Kohlekraft zu ersetzen. Derzeit liegen Anträge zur
Errichtung von hunderten von Windenergieanlagen in den Genehmigungsbehörden. Wir
fordern Bund, Land und Kommunen auf, diese Anlagen angesichts des russischen
Energiekriegs gegen Europa in Schnellverfahren innerhalb der nächsten sechs
Monate zu genehmigen. Wir begrüßen daher die Einrichtung der "Taskforce
Ausbaubeschleunigung Windenergie NRW" durch das Wirtschaftsministerium. Zudem
müssen die Genehmigungsbehörden vor Ort massiv unterstützt werden, denn die
Energiewende wird auch vor Ort gemacht. Wir bekräftigen unsere Position, den
bestehenden pauschalen Mindestabstand von 1000m für Windenergieanlagenanlagen
zur Wohnbebauung abzuschaffen.
Für uns Grüne bleibt klar: Atomkraft ist keine Lösung und am Atomausstieg halten
wir fest. Die Atomenergie ist und bleibt eine Hochrisikotechnologie, auch, weil
für die Entsorgung des hochradioaktiven Abfalls keine Lösung in Sicht ist.
Deshalb setzen wir uns für einen vollständigen Atomausstieg ein. Die
Erneuerbaren Energien sind die Zukunft – für die Bürger*innen, den Klima- und
Umweltschutz und den Industriestandort NRW.
Als Grüne denken wir Klima- und Naturschutz zusammen. Intakte Ökosysteme sind
wichtig für den Klimaschutz, weil sie als natürliche Senken CO2 einspeichern
können. Werden sie zerstört, stoßen sie jedoch Treibhausgase aus. Etwa 7% (über
50 Mio. Tonnen) der bundesweiten CO2-Emissionen stammen allein aus beschädigten
Moorböden. Deshalb werden wir in Nordrhein-Westfalen die Potenziale für den
natürlichen Klimaschutz nutzen, indem wir Moore, Auen, Wälder, Grünland und
Stadtgrün schützen und wiederherstellen. Neben dem Klima bringen wir damit auch
Artenschutz und Klimaanpassung voran.
Im Bund haben wir zu Beginn des Jahres mit dem Nachtragshaushalt 2021 60
Milliarden Euro zusätzlich dem Klima- und Transformationsfonds des Bundes zur
Verfügung gestellt, um mittels gezielter und nachhaltig wirkender Investitionen
die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie zu dämpfen und unsere Wirtschaft
gleichzeitig klar in Richtung Klimaneutralität aufzustellen. Schon jetzt sind
damit bis 2026 Ausgaben in Höhe von etwa 200 Milliarden Euro geplant. Doch auch
in den nächsten Jahren bleibt die Finanzierung von Klimaschutz eine Priorität.
Deshalb setzen wir uns dafür ein, zusätzlich 100 Milliarden Euro für
Investitionen in eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise zur Verfügung zu
stellen.
Um diesem Ziel näher zu kommen, setzten wir BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN NRW uns für
folgende Maßnahmen ein:
- Der Ausbau der Erneuerbaren Energien gelingt am schnellsten durch
Verfahrensbeschleunigung, Digitalisierung, eine stärkere Bündelung auf
Landes- und Regionalplanebene sowie Personalaufstockung in den
Regionalplanungsbehörden. Dabei versöhnen wir vermeintliche Gegensätze
zwischen dem Ausbau der Erneuerbaren und dem Umwelt- und
Biodiversitätsschutz.
- Wir wollen das Klimaschutzgesetz als zentrales Instrument der
Klimaschutzpolitik in NRW wirksamer machen.
- Wir setzen uns weiter dafür ein, substanzielle finanzielle Mittel für den
kommunalen Klimaschutz und in die Klimafolgenanpassung als Teil der
kommunalen Daseinsvorsorge zu investieren.
- Die kommunale Wärmeplanung ist ein wichtiger Schritt hin zur
klimaneutralen Wärmeversorgung. Wir werden die rechtlichen Voraussetzungen
für eine verpflichtende kommunale Wärmeplanung schaffen. Zur Unterstützung
der Kommunen werden wir ein „Kompetenzzentrum Wärmewende“ auf Landesebene
gründen.
- Wir setzen uns im Rahmen einer Wärmepumpenoffensive dafür ein,
Unternehmen, Kommunen und Privatpersonen stärker bei der Nutzung zu
unterstützen. Dabei spielt Geothermie eine wichtige Rolle in der
Erneuerbaren-Wärmewende.
- 1000 zusätzliche Windenergieanlagen in den nächsten fünf Jahren sind unser
Ziel. Eine Task Force „Ausbaubeschleunigung“ wird zeitnah die Planungs-
und Genehmigungsverfahren standardisieren, vereinfachen, verkürzen und
verpflichtend digitalisieren.
- Wir setzen uns dafür ein, die Akzeptanz für Windenergieanlagen zu
steigern. Hierzu wollen wir in einem Bürgerenergiegesetz regeln, wie wir
Anwohner*innen noch stärker an Gewinnen aus den Windenergieanlagen
beteiligen können.
- Wir werden Bürgerwindparks stärker durch fachliche Ansprechpartner*innen
bei der Landesgesellschaft für Klima und Energie unterstützen und
Musterrahmenverträge ausarbeiten.
- Wir setzen uns für eine landeseigene Strategie für den Ausbau von
Energiespeichern mit den richtigen Anreizen ein.
- Viele Unternehmen und Initiativen in NRW arbeiten bereits daran, eine
echte Kreislaufwirtschaft in NRW zu etablieren. Wir wollen diese
Strukturen stärken und erweitern und wichtige Impulse in der nachhaltigen
Wirtschaftsentwicklung, bei der Entstehung neuer Arbeitsplätze und bei der
Erreichung der Klimaziele setzen.
Für uns ist und bleibt klar: Wir schließen Fracking in NRW aus. So ist es
auch im Koalitionsvertrag für NRW vereinbart. Denn Fracking schadet dem
Klima, den Menschen, dem Trinkwasser und der Natur.
- Wir stärken den natürlichen Klimaschutz, indem wir natürliche CO2-Senken
wie Moore, Auen und Wälder schützen und beschädigte Ökosysteme
wiederherstellen. Dadurch leisten wir auch einen Beitrag zum Artenschutz
und zur Klimaanpassung.
Fossile Energien ersetzen, Erneuerbare Energien ausbauen
Mit dem um acht Jahre vorgezogenen Kohleausstieg 2030 in NRW konnte eine
wegweisende Verständigung zwischen Bund, Land und RWE getroffen werden. Der
Kohleausstieg 2030 ist ein starkes Signal der Entschlossenheit und gemeinsam mit
dem Ausbau der Erneuerbaren Energien ein wesentlicher Bestandteil in unserem
Kampf gegen die Klimakrise. Die Verständigung zwischen Bund, Land und RWE
schafft zudem die lang ersehnte Klarheit für die Menschen in den Dörfern und auf
den Höfen, die dort weiter wohnen und arbeiten können. Die vom Kohleausstieg
betroffenen Beschäftigten, sowie alle Menschen, die einen Verlust ihres
Arbeitsplatzes aufgrund der notwendigen Transformation haben, können auf unsere
Unterstützung zählen: Niemand soll ins Bergfreie fallen. Wir lassen niemanden
alleine und arbeiten daran, dass z.B. Beschäftigte der fossilen Industrien,
neuen, attraktiven und qualifizierten Jobs mit ähnlichen Arbeitsbedingungen
nachgehen können. Der Kohleausstieg 2030 ist ein Erfolg und ein wichtiger
Meilenstein auf dem Weg zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas. Für
die kurzfristige Versorgungssicherheit in der aktuellen Energiekrise werden zwei
Blöcke des Kraftwerks Neurath erst im Frühjahr 2024 stillgelegt. Die dadurch
entstehenden zusätzlichen Emissionen bis 2024 erfordern es, dass wir unsere
Anstrengungen für mehr Klimaschutz noch weiter verstärken und die zusätzlichen
Emissionen ausgleichen. Als Partei tragen wir diese pragmatische Entscheidung
zugunsten einer sicheren Energieversorgung im Heute mit, ohne unsere Visionen
von Morgen zu vergessen. Der Fortschritt des nun vorgezogenen und
festgeschriebenen Kohleausstiegs 2030 im Rheinland wäre ohne die Klimabewegung
nicht möglich gewesen. Aus rechtlichen, geo-statischen sowie
energiewirtschaftlichen Gründen ist es nicht möglich, die Siedlung Lützerath zu
erhalten. Bitter ist, dass der Ausbau der Erneuerbaren nicht vorangetrieben und
der Kohleausstieg 2030 im Rheinischen Revier nicht bereits in der letzten
Legislatur geklärt wurde, um noch rechtzeitig die Voraussetzungen dafür zu
schaffen, dass auch Lützerath erhalten bleiben kann. Wir sind uns darüber
bewusst, dass diese Notwendigkeit für manche enttäuschend und schwer erträglich
ist. Unsere Antwort darauf bleibt ein engagiertes Arbeiten gegen die Klimakrise
auf allen politischen Ebenen und in allen Sektoren; besonders in den Bereichen
der Energie-, Umwelt-, Verkehrspolitik und unserer Art von Bauen und Konsum. In
den Zielen stehen wir weiterhin an der Seite der vielfältigen
zivilgesellschaftlichen Klimabewegung.
Industriestandort NRW bewahren: Unternehmen unterstützen, Innovationen fördern
Eine zügige klimaneutrale Transformation ist für uns als Industriestandort eine
besondere Herausforderung, aber auch essenziell, um die Wettbewerbsfähigkeit der
deutschen Wirtschaft auch in Zukunft zu gewährleisten, Wertschöpfungsketten
stabil und Arbeitsplätze der Zukunft im Land zu halten. Wir denken Klimaschutz
und Wirtschaftspolitik zusammen, um die notwendigen Veränderungen anzugehen und
nachhaltigen und sozialen Wohlstand zu schaffen und wollen besonders in der
Krise die Investitionen in Zukunftstechnologien mobilisieren. Der Industrie muss
mit zielführenden Förderprogrammen bei der Dekarbonisierung geholfen werden.
Dafür stellt der Bund unter Federführung des grünen Wirtschafts- und
Klimaschutzministeriums in den nächsten Jahren einen zweistelligen
Milliardenbetrag aus dem Klima- und Transformationsfonds des Bundes zur
Verfügung, mit dem sowohl Investitionen in klimaneutrale Produktionsanlagen
unterstützt als auch die vorübergehend erhöhten Betriebskosten mittels
Klimaschutzverträgen bezuschusst werden. Die Landesregierung fördert daher –
gemeinsam mit dem Bund – die Errichtung der deutschlandweit ersten und größten
wasserstoffbetriebenen Direktreduktionsanlage in Duisburg, die Hochöfen ersetzen
und damit schon bis 2030 ein Drittel der CO2-Emissionen einsparen wird. Damit
unternehmen wir in NRW einen weiteren großen Schritt in Richtung klimaneutraler
Stahlproduktion. Wasserstoff kommt beim Umstieg auf eine klimaneutrale
Produktion eine zentrale Rolle zu. Nicht nur, aber insbesondere in der
industriellen Kernregion unseres Landes an Rhein und Ruhr entsteht schon jetzt
eine neue Wasserstoffwirtschaft, deren Aufbau wir aktiv unterstützen. Neben
Förderung für Forschung und Entwicklung und den Ausbau von
Elektrolysekapazitäten wird es in den kommenden Jahren auch darum gehen, die
regulatorischen Rahmenbedingungen für den Wasserstoffhochlauf – etwa in Bezug
auf die Übertragungsnetze – so zu setzen, dass wir die Potenziale regionaler
Wasserstoffproduktion konsequent heben. Dafür setzen wir uns auf Landes-,
Bundes- und europäischer Ebene ein.
NRW ist von Industrie geprägt worden, sowie von starken Gewerkschaften. Sie sind
unverzichtbare Partnerinnen in sozialen und wirtschaftlichen Fragen und
Verteidigerinnen gegen Rechts. Auch bei der Aufgabe der Transformation sind die
Gewerkschaften unverzichtbar und Partnerinnen. Diese Transformation ist keine
einmalige Handlung, sondern wird eine kontinuierliche Aufgabe. Dafür braucht es
den inhaltlichen Dreiklang zwischen Investition, Innovation und Qualifizierung
in einem Schulterschluss zwischen Politik, Gewerkschaften und Unternehmen.
Nach mehr als zwei Jahren Pandemie versetzen die massiv gestiegenen
Energiepreise insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie
Solo-Selbständige in finanzielle Nöte. Die finanziellen Rücklagen waren bei
einigen schon durch die Maßnahmen in der Corona-Pandemie aufgebraucht – die
aktuell steigenden Kosten sind dort nur schwer zu tragen. Bei vielen fehlen
somit auch die Mittel für die Umrüstung in einen effizienteren Energieverbrauch
oder den Umbau in die klimaneutrale Transformation ihrer Betriebe. Gerade diese
kleinen und mittelständischen Unternehmen wollen wir in diesen schwierigen
Zeiten nicht zusätzlich belasten, sondern sie als Wirtschaftskraft und
Arbeitgeber*innen unseres Landes bei der Transformation unterstützen. Für
Klimaschutzmaßnahmen des Mittelstandes braucht es auf Landesebene finanzielle
Mittel, aber auch die Förderprogramme des Bundes müssen den neuen Realitäten
angepasst werden. Darin unterstützen wir unsere grünen Vertreter*innen in
Regierung und Parlamenten.
Klare Rahmenbedingungen und vereinfachte Planungs- und Genehmigungsverfahren für
transformative Investitionen schaffen Planungssicherheit für Unternehmen und
beschleunigen deren Umsetzung. Als konkrete Schritte zur Dämpfung der
wirtschaftlichen Folgen und zur Ankurblung der Konjunktur setzen wir nicht auf
Maßnahmen der Vergangenheit, sondern auf die Förderung von Innovation und auf
gezielte Hilfe.
In diesem Sinne setzen wir uns für folgende Maßnahmen ein:
- Insbesondere mittelständische Unternehmen wollen wir bei Investitionen in
klimaneutrale Produktionsprozesse unterstützen.
- NRW soll Vorreiter der industriellen Transformation werden. Hierzu setzen
wir uns dafür ein, einen Industriepakt für Klimaneutralität und
Wettbewerbsfähigkeit aufzusetzen.
- Grüner Wasserstoff ist unverzichtbar für das Erreichen der
Klimaschutzziele. Wir machen uns dafür stark, alle Betriebe gezielt dabei
zu unterstützen, auf grünen Wasserstoff umzurüsten und umzubauen.
- Bestehende Innovations-Hubs bauen wir zu regionalen Netzwerken aus und
setzen dabei unterschiedliche Schwerpunkte, wie beispielsweise nachhaltige
Innovationen.
- Wir setzen einen eigenen Innovationsfonds auf, mit dem wir an die
themenoffene Forschungsstrategie anknüpfen wollen, um Innovationen zur
Anwendung zu bringen.
- Wir setzen uns dafür ein, dass Klimaschutz bei der Investitionsförderung
über das Altenpflegegesetz Nordrhein-Westfalen oder das
Kinderbildungsgesetz Nordrhein-Westfalen stärker berücksichtigt und
gefördert wird.
- Soziale Einrichtungen werden bei Förderprogrammen zum Klimaschutz zu
häufig als Antragsberechtigte ausgeschlossen. Wir setzen uns daher für
eine gleichberechtigte Antragsberechtigung von sozialen Einrichtungen auf
Bundesebene ein.
II. Solidarität als Antwort! Soziale Politik in Zeiten von Umbruch und Wandel
Die gegenwärtigen Krisen betreffen heutige und zukünftige Generationen dieses
Landes. Sie verschärfen die soziale Ungleichheit, denn die Folgen dieser Krisen
sind ungleich verteilt. Alle Bürger*innen merken die rasanten Preissteigerungen
an der Supermarktkasse, der Zapfsäule oder bei den Verbrauchsabrechnungen der
Energieversorger. Aber während die Preissprünge für ein paar Wenige ein Ärgernis
sind, führen sie bei vielen zu spürbaren finanziellen Belastungen bis hin zu
existenziellen Bedrohungen. So droht sich die soziale Ungleichheit und
Verunsicherung der Gesellschaft weiter zu verschärfen. Soziale Sicherheit ist
ein wesentlicher Teil unserer Demokratie und stärkt die gesellschaftliche
Teilhabe. Wir bekräftigen unser Bekenntnis zu sozialen Protesten als
demokratischem Mittel und arbeiten mit Gewerkschaften als unsere Partner*innen
zusammen; sie bilden einen Organisations- und Resonanzraum für politische
Partizipation, machen auf Missstände aufmerksam und fördern den
gesellschaftlichen Diskurs. All das ist in Zeiten von Krisen wichtiger denn je.
Wir erleben aber leider auch, dass die Proteste und Unsicherheiten der Menschen
von anderer Seite für Hass und Hetze instrumentalisiert werden. Das lassen wir
nicht zu und solidarisieren uns mit allen, die unsere Unterstützung brauchen.
Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gilt immer und ganz besonders in Krisenzeiten: Kein
Fußbreit den Faschisten.
Wohlstand bewahren - Entlastungen gerecht verteilen
Besonders diejenigen, die bereits vor der Inflation kaum über die Runden
gekommen sind, sind jetzt besonders hart getroffen. Durch die gestiegenen Kosten
für Grundnahrungsmittel und das tägliche Leben, sparen Menschen an allen
möglichen Stellen ein. Ein warmes Zuhause oder eine warme Winterjacke für die
Kinder dürfen nicht zum Luxus werden. Bereits jetzt weiß ein Großteil der
Bevölkerung nicht, wie er die Nebenkostenabrechnung im nächsten Jahr bezahlen
soll. Finanzielle Rücklagen, auf die in schwierigen Zeiten zurückgegriffen
werden kann, fehlen bei ca. 40 Prozent der Bevölkerung. Viele Menschen sorgen
sich um ihren Wohlstand. Für andere in diesem Land klingt das Versprechen des
sozialen Aufstiegs und der Wohlstandsbewahrung – mehr denn je – wie Hohn. Auf
die Sorgen vor Abstieg und Armut sowie der zunehmenden Hoffnungslosigkeit liegt
es in unserer Verantwortung, Antworten zu finden und Entscheidungen zu treffen.
Dazu brauchen wir entschlossene politische Entscheidungen und gleichzeitig ein
gesellschaftliches Bündnis, in dem Staat, gesellschaftliche Netzwerke, die
Wirtschaft und Institutionen sowie Gewerkschaften gemeinsam wirken. Diese Krisen
werden wir nur solidarisch bewältigen.
Wir lassen die Menschen in Nordrhein-Westfalen nicht allein. Um sie zu
unterstützen, braucht es kurzfristige Entlastungen und konkrete langfristige
Maßnahmen, die bis weit in die Mitte der Gesellschaft wirken. Wir brauchen
zielgerichtete Instrumente für die, die am härtesten von den Krisen getroffen
werden. Dazu gehört, dass wir Belastungen gerechter verteilen.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN NRW setzen sich daher für folgende Maßnahmen ein:
- Wir unterstützen Grüne auf Bundesebene darin, die Preise durch eine
Gaspreisbremse – zumindest für einen Teil des Verbrauchs – auf ein Niveau
zu bringen, das die Bürger*innen ebenso wie die Unternehmen und Kommunen
im Land vor Überforderung schützt.
- Mit dem Abschöpfen von Übergewinnen gehen wir auf Bundesebene einen ersten
wichtigen Schritt, um eine Strompreisbremse zu finanzieren, mit der den
Grundverbrauch an Strom für die Menschen bezahlbar bleibt. Zusätzlich
werden Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds genutzt.
- Wir setzen uns dafür ein, dass niemand im Dunkeln sitzen oder frieren
muss. Strom- und Gassperren gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Wir
überprüfen sehr zeitnah, ob die im letzten Entlastungspaket hierfür
vorgesehenen Instrumente, wie z. B. die Abwendungsvereinbarungen, dieses
Ziel erreichen oder ein zeitlich befristetes Moratorium für Strom- und
Gassperren notwendig ist.
- Wir begrüßen in diesem Zusammenhang den Rettungsschirm des Landes für die
kommunalen Energieversorger in Höhe von 5 Milliarden Euro. Das sichert die
Energieversorgung für die Bürger*innen im Land.
- Solange es die Preise weiterhin notwendig machen, setzen wir uns im Bund
für weitere Sofortentlastungen wie sozial gestaffelte Direktzahlungen ein,
die bei den Menschen ankommen und nicht mit anderen Sozialleistungen
verrechnet oder gepfändet werden.
- Wir unterstützen auf Landesebene die schnelle Umsetzung eines sozial
gerechten Klimageldes, das mit den Koalitionspartnern auf Bundesebene
vereinbart wurde. Dazu muss das Bundesfinanzministerium zügig die
Möglichkeit schaffen, direkte Auszahlungen über die Verknüpfung der
individuellen Steuer-ID mit der IBAN vorzunehmen.
- Wir setzen uns auf Bundesebene für weitere Entlastungsmaßnahmen, wie eine
kurzfristige Erhöhung des BAföG-Regelsatzes und der
Mindestausbildungsvergütung, ein.
- Die im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vorgesehene steuerliche
Gutschrift für Alleinerziehende muss schnell auf den Weg gebracht werden,
um Alleinerziehende, die am meisten von Armut betroffen sind, spürbar zu
entlasten.
- Wir haben uns für ein 9-Euro-Nachfolgeticket stark gemacht und setzen uns
dafür ein, eine Ticketalternative unterhalb der in der
Verkehrsministerkonferenz beschlossenen 49 Euro für Menschen mit
geringeren Einkommen zu entwickeln.
- Kulturschaffende und die Kultur brauchen unsere Unterstützung,
beispielsweise bei der Hilfe der Bezahlung der gestiegenen Heizkosten.
Soziale Sicherheit in der Krise schaffen – und darüber hinaus
Unsere größte Aufgabe ist es in Zeiten von Umbruch und Wandel für eine
klimaneutrale Zukunft zu sorgen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu
sichern. Das gelingt uns nur, indem wir Solidarität mit denjenigen zeigen, die
wenig haben und alle kontinuierlich ihren Beitrag leisten. Denn Solidarität ist
keine einmalige Handlung, sondern eine Haltung, aus der konkrete politische
Maßnahmen folgen.
Die drei Entlastungspakete, die unter grüner Regierungsbeteiligung im Bund
verabschiedet wurden, leisten einen wichtigen Beitrag, um die Bürger*innen in
ihren individuellen Lebenssituationen und vor allem die, die wenig haben, für
den kommenden Herbst, Winter und die Zeit danach zu entlasten. Es ist gut, dass
der Bund über die Aufnahme von bis zu 200 Milliarden Euro neuer Kredite für den
Wirtschaftsstabilisierungsfonds schon jetzt die finanziellen Grundlagen für die
Abfederung der Energiekrise bis Mitte 2024 gelegt hat. Denn eine Krise ist keine
Zeit für Geiz und kurze Sprünge. Das dritte beschlossene Entlastungspaket und
der Abwehrschirm enthalten zur sozialen Abfederung viele wichtige Maßnahmen:
eine Gas- und Strompreisbremse, ein Härtefallfonds für Unternehmen und soziale
Einrichtungen, eine Nachfolgeregelung für das 9-Euro-Ticket, eine Wohngeldreform
mit einem erweiterten Kreis der Berechtigten, eine Erhöhung von Kindergeld und
Kinderzuschlag und das neue Bürgergeld, das ab Januar 2023 eine existenz- und
teilhabesichernde Grundsicherung schafft. Als Grüne setzen wir uns dafür ein,
dass zukünftige Entlastungsmaßnahmen noch stärker zielgerichtet diejenigen
erreichen, die besonders bedürftig sind. Steuerliche Entlastungen höherer
Einkommen sind ein falsches politisches Signal. Gerade in Krisenzeiten gilt für
uns umso mehr, dass diejenigen, die viel haben, sich auch stärker an einer
gerechten Verteilung der Kosten beteiligen müssen.
Als Grüne tragen wir in Bund und Land Regierungsverantwortung. Wir nehmen diese
Verantwortung an und werden auch in den kommenden Monaten bestehende Lücken
schließen, um die Menschen zu entlasten und unser soziales Sicherungsnetz zu
stärken. Unser Kompass: Dabei muss unsere Unterstützung auf diejenigen abzielen,
die es am meisten brauchen – Familien, Alleinerziehende, Rentner*innen,
Studierende, Auszubildende und Menschen, die von Armut betroffen sind.
Dabei sind Länder und Kommunen in besonderer Weise für die soziale Infrastruktur
verantwortlich. Gerade in Krisenzeiten müssen die Menschen sich auf eine starke
soziale Infrastruktur verlassen können. Kinder und Familien hatten auch in den
letzten Jahren der Pandemie große Herausforderungen zu stemmen. Zugleich trat
noch sehr viel deutlicher zutage, was viel zu lange nicht im Fokus der Politik
war. Frühkindliche Bildung ist ein zentraler Baustein gelingender
Bildungsbiografien, aber auch der Unterstützung von Familien bei der
Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie vielen weiteren Alltagsfragen.
Als Landespartei setzten wir uns dabei für folgende Maßnahmen ein:
- Die Kinderbetreuung steht vor großen Herausforderungen: der noch immer
anhaltenden Corona-Pandemie und dem Fachkräftemangel. Hinzu kommen viele
Kinder ohne deutsche Sprachkenntnisse in die Kinderbetreuung, aus der
Ukraine und anderen Krisen- und Kriegsregionen der Welt. In NRW werden wir
aus diesen Gründen den Anschluss für die Finanzierung des Sprach-Kita-
Programms ab Sommer landesseitig über den Haushalt für 2023 sicherstellen.
- Jetzt ist die Zeit, um Kitas und soziale und Erziehungsberufe zu stärken.
Dazu braucht es Fachkräfte in den Kitas, die sich voll auf ihre
pädagogische Arbeit konzentrieren können und für die Kinder da sind. Darum
werden wir das Alltagshelfer*innenprogramm verlängern und wollen es weiter
verstetigen.
- Wir starten eine gezielte Fachkräfteoffensive für die Sozial- und
Erziehungsberufe, mit der alle Kinder gleichberechtigte Teilhabechancen
erhalten.
- Krisen dürfen Kinderarmut nicht verstärken. Sie muss gerade jetzt in den
Blick genommen werden. Mit einem zügigen Start zum Pakt gegen Kinderarmut
sorgen wir genau dafür.
- Kinder und Jugendliche dürfen nicht wieder zu Leidtragenden der Krise
werden. Wir setzen uns dafür ein, dass der von der Energiekommission
vorgeschlagene Hilfsfonds für Sozialdienste auch die soziale Infrastruktur
für Kinder und Jugendliche umfasst. Darüber hinaus trägt auch das Land
eine Mitverantwortung dafür, dass Kitas, (Berufs-)Schulen und
Universitäten offen und warm bleiben. Gerade in Zeiten multipler Krisen
brauchen Kinder und Familien verlässliche Strukturen.
- Überschuldung schafft Existenzangst und lähmt Betroffene. Deshalb ist es
wichtig, dass wir die Schuldner- und Insolvenzberatung in unserem Land
stärken und die Zugangsberechtigung weiter ausbauen. Ebenso setzten wir
uns für die Stärkung der Verbraucherzentralen ein.
Starke soziale Strukturen schaffen
Klar ist: Die Entlastungspakete können nicht alle Belastungen dauerhaft
auffangen. Klar ist auch: Armut war bereits vor dem russischen Angriffskrieg auf
die Ukraine ein strukturelles Problem in NRW. Unsere Aufgabe muss viel mehr
sein, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen – auch über den Krisenmodus hinaus.
Gerade in Krisenzeiten, aber nicht nur, kommt es daher auf ein starkes soziales
Sicherungsnetz und eine starke soziale Infrastruktur an. Wer hier spart, spart
am Fundament unserer Gesellschaft. Das lassen wir nicht zu. Armut ist
vielschichtig und oft auf den ersten Blick unsichtbar. Für uns gehört zur
Armutsbekämpfung die Sicherstellung der selbstbestimmten Teilhabe in allen
Lebensbereichen.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN NRW setzen sich daher für folgende Maßnahmen ein:
- Der vom Bund aufgelegte Hilfsfonds muss auch die soziale Infrastruktur
umfassend schützen.
- Nicht nur in den Sozial- und Erziehungsberufen, auch den Fach- und
Arbeitskräftemangel in der Pflege, im Handwerk und in den Schulen gehen
wir entschieden an. Dafür setzen wir uns auch für bessere Ausbildungs- und
Arbeitsbedingungen ein.
- Frauen sind in ihrer Erwerbstätigkeit besonderen Schwierigkeiten
ausgesetzt; sie unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit, um Familie zu gründen
oder Angehörige zu pflegen, haben ein geringeres durchschnittliches
Einkommen, sind öfter in Teilzeitarbeit oder im Niedriglohnsektor
beschäftigt. Dadurch haben viele Frauen geringere Rentenansprüche und
Altersarmut betrifft sie in hohem Maße. Wir stehen für eine bessere
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, die sowohl einen entscheidenden
Beitrag zur eigenständigen finanziellen Absicherung und Gleichberechtigung
von insbesondere von Frauen, als auch dem Haushaltseinkommen insgesamt
leistet.
- Die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen bleibt ein dringendes
Handlungsfeld. Wir fordern die ortsnahen und behördenunabhängigen
Arbeitslosenberatungen zu stärken und in den Kommunen durch Passiv-Aktiv-
Transfer geförderte Arbeitsplätze zu schaffen.
- Starke soziale Strukturen müssen erreichbar sein, egal wo man wohnt und
was man verdient. Zusätzlich zum 49-Euro-Ticket, und einer günstigeren
Alternativen pochen wir daher auf den Ausbau des ÖPNV. Ohne eine deutliche
Erhöhung der Regionalisierungsmittel, die der Bund den Ländern jährlich
zur Finanzierung des Schienenpersonennahverkehrs zur Verfügung stellt,
droht ein Ausdünnen dieses Angebots. Deshalb bestehen wir auf einer
deutlichen und angemessenen Erhöhung der Regionalisierungsmittel des
Bundes, um den Ausbau des ÖPNV zu ermöglichen.
- Wohnen ist ein Grundrecht und Teil der Daseinsvorsorge. Wir müssen mit
allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten den öffentlichen und
genossenschaftlichen Wohnungsbau stärker fördern, z.B. mit der
Mietpreisbremse für mehr dauerhaft bezahlbaren Wohnraum sorgen,
Mieter*innenschutz ausbauen und den unkontrollierten Anstieg der
Mietpreise stoppen.
- Wir werden Wohnungslosigkeit entschieden bekämpfen und wollen
Obdachlosigkeit bis 2030 überwinden. Dafür entwickeln wir einen
landesweiten Aktionsplan, der Zwangsräumungen mit allen Mitteln
verhindert, flächendeckend Housing-First-Programme ermöglicht,
Vermittlungsinitiativen in neue Mietverhältnisse unterstützt und die
Kommunen beim Aufkauf notwendiger Kontingente bei Bestandswohnungen
unterstützt.
- Wir wollen lebenswerte Quartiere in unserem Land schaffen und
weiterentwickeln, denn sie sind ein Schlüssel für selbstbestimmtes Wohnen,
soziale Teilhabe und den Zusammenhalt vor Ort. Wir forcieren dabei
altersgerechte und barrierefreie städtebauliche Maßnahmen, die Angebote
der sozialen Infrastruktur, Soziale Arbeit und die Interessen der
Bewohner*innen in Quartierbüros und mit hauptamtlichen
Quartiersmanager*innen unterstützen.
- Der Zugang zur Gesundheitsversorgung muss für alle hier lebenden Menschen
abgesichert sein, unabhängig von Meldestatus und Staatsbürgerschaft und
dabei sowohl den Bedürfnissen ländlicher, als auch urbaner Räume Rechnung
tragen. Wir wollen mit Gesundheitszentren und Community Health Nurses eine
Gesundheitsversorgung schaffen, die nah bei den Menschen ist.
- In diesem Zusammenhang begrüßen wir es sehr, dass durch den Tarifvertrag-
Entlastung die Beschäftigen der Unikliniken des Landes eine deutliche
Verbesserung ihrer Verhältnisse erzielt und damit einen Schritt zu einer
besseren Gesundheitsvorsorge erreichen konnten. Dies wurde durch einen
wirksamen Arbeitskampf, sowie durch die Änderung des Hochschulgesetzes
durch Schwarz-Grün möglich. Wir begrüßen darüber hinaus, dass die
Landesregierung klar gemacht hat, dass sie die Refinanzierung der
möglichen Mehrkosten durch den neuen Tarifvertrag in Höhe von 60 Millionen
Euro absichert.
Gemeinsam aus der Krise
Das Land befindet sich inmitten schwieriger Zeiten. Die Bürger*innen erwarten
von uns Lösungen auf die gegenwärtigen Krisen. Soziale Sicherheit und soziale
Gerechtigkeit sind für den gesellschaftlichen Frieden unverzichtbar. Aus der
Energiekrise darf keine soziale Krise werden, die Spaltung und Polarisierung mit
sich bringt. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, benötigen wir eine
gemeinsame und zielgerichtete Kraftanstrengung auf Bundes-, Landes- und
kommunaler Ebene. An vielen Stellen bedarf es einer Neujustierung unseres
Sozialstaates, bei dem wir diesen an die Herausforderungen aus dem Hier und
Jetzt stetig anpassen. Die Gleichzeitigkeit der Krisen und Putins
Erpressungsversuche werden uns weder spalten noch auf die Knie zwingen. Mit
Energiesouveränität und sozialer Politik gehen wir gestärkt und gemeinsam aus
der Krise.