| Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz 24./25. Mai 2025 in Köln | 
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 11. Dringlichkeitsanträge | 
| Status: | Beschluss | 
| Beschluss durch: | Landesdelegiertenkonferenz | 
| Beschlossen am: | 24.05.2025 | 
| Antragshistorie: | Version 2   | 
Aufruf an die Bundesregierung: unnötige Castortransporte verhindern!
Beschlusstext
Angesichts der beeindruckenden Fortschritte bei der Energiewende, vor allem hier 
bei uns in NRW, in den letzten Jahren und einer sich immer weiter 
verschleppenden Endlagersuche in Deutschland zu horrenden Kosten, wirkt der 
aktuelle Beschluss unseres Nachbarlandes Belgien, den eigenen Atomausstieg 
wieder rückgängig zu machen, wie aus der Zeit gefallen.
Für uns GRÜNE in Nordrhein-Westfalen ist klar: Eine Rückkehr zur 
Hochrisikotechnologie Atomkraft ist weder notwendig für das Erreichen der 
Klimaziele noch für die Sicherstellung der Energieversorgung. Vielmehr war die 
Nutzung der Atomkraft aufgrund der vielfältigen Risiken und Folgekosten von 
Anfang an ein gewaltiger Fehler.
In Nordrhein-Westfalen wird offensichtlich, dass der Atomausstieg mit dem 
Abschalten der letzten Atomkraftwerke im Jahr 2023 noch lange nicht beendet ist. 
Noch über viele Jahrzehnte hinweg werden verantwortungsvolle Entscheidungen 
bezüglich der atomaren Hinterlassenschaften getroffen und gesellschaftlich 
getragen werden müssen. In Nordrhein-Westfalen betrifft dies insbesondere den 
Betrieb der Urananreicherungsanlage in Gronau, die trotz Atomausstieg weiterhin 
betrieben wird, das Zwischenlager in Ahaus, den Rückbau des THTR-300 in Hamm 
sowie den Umgang mit den Brennelementen aus dem AVR-Versuchsreaktor in Jülich.
Im Forschungszentrum Jülich, liegen noch immer rund 300.000 Brennelementekugeln 
in 152 Castor-Behältern - ohne gültige Genehmigung. Die letzte 
Aufbewahrungsgenehmigung lief bereits 2013 aus. 2014 erließ die damalige 
Landesregierung die Anordnung, die Brennelemente unverzüglich zu entfernen – 
umgesetzt wurde sie bis heute nicht. Die JEN als Betreiberin des 
Forschungszentrums muss in Abstimmung mit dem Bundesamt für die Sicherheit der 
nuklearen Entsorgung (BASE) endlich eine klare Perspektive für eine 
genehmigungsfähige Lagerung in Jülich schaffen. Das ist die zwingende 
Voraussetzung dafür, dass die jetzige Landesregierung die Anordnung zurücknehmen 
kann.
Wir GRÜNE NRW lehnen die Verschiebung von Atommüll wie von Jülich nach Ahaus ab. 
Jetzt braucht es ein klares Signal der Bundesregierung für die sogenannte 
"Neubauoption", die bisher immer von den FDP- und SPD-geführten Ministerien 
blockiert wurde. Für uns GRÜNE NRW ist klar: Wir setzen uns gemeinsam mit der 
Landesregierung für die Durchsetzung unseres Koalitionsvertrages ein und treiben 
den Neubau am Standort Jülich voran, um unnötige Atomtransporte zu vermeiden.
Dazu haben die Landesregierung und Mona Neubaur als die zuständige Ministerin 
bereits Vorkehrungen geschaffen und entsprechende Haushaltsmittel zum Erwerb von 
Grundstücken eingestellt. Nach dem noch unter der Ampel getroffenen Beschluss 
des Haushaltsausschusses im Bundestag, die kostengünstigste Option zu 
bevorzugen, braucht es jetzt endlich einen freien Weg zum Erwerb der 
Grundstücke. Ansonsten steuert Nordrhein-Westfalen auf den größten 
Atommülltransport in der Geschichte des Landes zu. Das darf nicht passieren! Die 
neue Bundesregierung hat das Geld für die Schaffung der Voraussetzungen für den 
Verbleib der Brennelemente in Jülich seit dem neuen Sondervermögen allemal.
Die Möglichkeit, ein Zwischenlager ausschließlich aus Landesmitteln zu 
realisieren, gab es nie und sie stand auch nie zur Debatte. Es liegt auch nicht 
in der Verantwortung des Landes, die Kosten für die Lagerung von Atommüll aus 
einer Forschungseinrichtung des Bundes alleinig zu tragen. Hinzu kommt, dass die 
dafür notwendigen hunderte von Millionen Euro im Landeshaushalt schlichtweg 
nicht verfügbar sind und, unter der Maßgabe der rigiden Schuldenbremse, zu 
weiteren schmerzhaften und nicht zu verantwortenden Einsparungen aller anderen 
Ressorts führen müssten.
Mit Blick auf das bundesweite Standortauswahlverfahren für ein atomares Endlager 
müssen wir davon ausgehen, dass wir besonders in NRW noch viele Jahrzehnte 
länger Verantwortung für die Zwischenlagerung von Atommüll übernehmen müssen als 
ursprünglich geplant. Dieser Verantwortung werden auch wir GRÜNE NRW nachkommen. 
Umso mehr fordern wir die Bundesregierung auf, ihrer finanziellen Verantwortung 
in dieser Frage ebenfalls nachzukommen.
Für den Neubau eines Zwischenlagers in Jülich braucht es nicht nur Geld und 
Grundstücke, sondern auch insbesondere eine atomrechtliche Genehmigung, die zum 
aktuellen Zeitpunkt weiterhin nicht vorliegt. Ein entsprechendes 
Genehmigungsverfahren ist durch die zuständigen Stellen im Bund nicht einmal 
gestartet. Genauso wenig wie eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung für das 
bestehende Zwischenlager. Diese wäre aber die Voraussetzung für die Überbrückung 
der Lagerung bis zur Fertigstellung eines neuen Zwischenlagers. Auch für diese 
Genehmigung ist die Bundesebene mit dem zuständigen Bundesamt für die Sicherheit 
der nuklearen Entsorgung (BASE) im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für 
Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit zuständig.
Mit dem Amtsantritt der neuen Bundesregierung wird leider immer 
wahrscheinlicher, dass das Genehmigungsverfahren zur Beförderung der 
Kernbrennstoffe von Jülich nach Ahaus, das seit dem Jahr 2010 bei dem dafür 
jetzt zuständigen BASE läuft, zeitnah mit einer Genehmigung abgeschlossen wird. 
Ein solcher Ausgang und die damit verbundenen jahrelangen CASTOR-Transporte – 
bis zu 152 Mal, fast 200 Kilometer mit allen damit verbundenen Gefahren und 
Risiken, wären für Nordrhein-Westfalen fatal.
Wir GRÜNE NRW fordern die Bundesregierung daher mit Nachdruck auf, gemeinsam mit 
der nordrhein-westfälischen Landesregierung jetzt alle notwendigen Schritte zu 
ergreifen, um die unnötigen und gefährlichen Atommülltransporte quer durch NRW 
zu verhindern und den Neubau eines genehmigungsfähigen Zwischenlagers in Jülich 
endlich zu ermöglichen.