| Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz 24./25. Mai 2025 in Köln | 
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 11. Dringlichkeitsanträge | 
| Status: | Beschluss | 
| Beschluss durch: | Landesdelegiertenkonferenz | 
| Beschlossen am: | 24.05.2025 | 
| Antragshistorie: | Version 2   | 
Vertrauen wiederherstellen: Sicherheit für alle Menschen in NRW
Beschlusstext
Die Landesdelegiertenkonferenz der GRÜNEN NRW ist bestürzt über den Tod von 
Lorenz A., der bei einem Polizeieinsatz am 20. April 2025 in Oldenburg durch 
mehrere Schüsse eines Polizisten – davon drei von hinten – getötet wurde. Unsere 
Anteilnahme gilt der Familie und den Freund*innen von Lorenz A.
Der Fall muss gründlich aufklärt und alle Fragen beantwortet werden. Nur so kann 
das Vertrauen in den Rechtsstaat gestärkt oder zurückgewonnen werden. Eine 
umfangreiche Aufklärung ist auch im Interesse der Beamtinnen und Beamten, die 
sich jeden Tag korrekt verhalten und unsere vielfältige und demokratische 
Gesellschaft schützen.
Der Tod von Lorenz A. lässt bittere Erinnerungen an den Tod von Mouhamed Lamine 
Dramé aufkommen, der bei einem Polizeieinsatz in Dortmund im August 2022 
erschossen wurde. Die Sicherheit aller Menschen in NRW muss gewährleistet sein, 
auch in psychischen Ausnahmesituationen, wenn sie von Rassismus betroffen oder 
sozial marginalisiert sind.
Diese Vorfälle haben in vielen migrantischen Communities und bei Schwarzen 
Menschen in NRW zu einem massiven Vertrauensverlust geführt. Der Tod von Lorenz 
A. hat diese Ängste erneut aktiviert und verdeutlicht, dass es konkrete 
Veränderungen braucht. Es ist unser Anspruch, dass alle Menschen in NRW sicher 
sind. Dabei hat die Polizei als Trägerin des staatlichen Gewaltmonopols eine 
zentrale Rolle.
Wir fordern daher für Nordrhein-Westfalen:
- Die zügige personelle Besetzung der Stelle der oder des unabhängigen 
Polizeibeauftragten, die sowohl für Bürgerinnen und Bürger als auch für
Polizeibeamtinnen und -beamten ansprechbar ist; 
- weiterhin die regelmäßige Auseinandersetzung mit den Werten unserer 
Demokratie, die auch für unsere rechtsstaatliche Polizei handlungsleitend
sind, sowie verpflichtende Lehrinhalte zu Interkulturalität und
Rassismuskritik, Diskriminierungsarbeit und Deeskalation in der Aus- und
Fortbildung aller Polizeikräfte.Die sogenannte „Alltagsreflexion" für Polizeikräfte mit
Bürger*innenkontakt soll häufiger stattfinden und auch Sachbearbeitende in
den Kommissariaten einbeziehen. Sie dient der psychosozialen Entlastung
und der frühzeitigen Reflexion möglicher rassistischer Stereotype; 
- den Ausbau des Einsatztrainings der Polizei NRW mit Fokus auf den Umgang 
mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen weiter voranbringen.
Darüber hinaus müssen Interventionsnetzwerke mit psychologischen und
medizinischen Einrichtungen geschaffen werden; 
- einen regelmäßigen Dialog zwischen Polizei und Zivilgesellschaft, u.a. mit 
den Selbstorganisationen von Migrant*innen, Religionsgemeinschaften,
Jugendeinrichtungen und sozialen Beratungsstellen im Stadtteil sowie eine
Stärkung der sozialraumorientierten Polizeiarbeit mit dem Ausbau der
Bezirksdienste der Polizei NRW, die auf Transparenz, Verständnis und
Einvernehmen in Dialogprozessen setzt; 
- eine unabhängige Untersuchung von Polizeieinsätzen mit tödlichem Ausgang 
durch eine andere Kreispolizeibehörde, die nicht aus der unmittelbaren
Nachbarschaft der betroffenen Dienststelle stammt, um Neutralität und
Unabhängigkeit der Ermittlungen zu gewährleisten und mögliche
Interessenskonflikte oder den Anschein möglicher Interessenskonflikte, die
bei benachbarten Polizeibehörden aufkommen könnten, zu vermeiden; 
- die Einführung von schriftlichen Bestätigungen bei einer polizeilichen 
Kontrolle auf Wunsch der betroffenen Person, denn Transparenz und
Überprüfbarkeit polizeilicher Maßnahmen tragen zum Vertrauen in den
Rechtsstaat bei. 
Darüber hinaus werden wir weiter über die Regularien zum Tragen und Einschalten 
der Bodycam, möglicherweise als automatisierte Aktivierung bei Nutzung des 
Tasers diskutieren. Wir wollen dabei sowohl die Persönlichkeitsrechte von 
unbeteiligten Dritten sowie die Argumente für mehr Transparenz und 
Nachvollziehbarkeit eines Einsatzes, auch im Sinne der Beamt*innen und von 
Rassismus Betroffenen, abwägen und in Einklang bringen.
Als GRÜNE NRW stehen wir für eine rechtsstaatliche Polizei ein, die die 
Menschenwürde schützt, gut aus- und fortgebildet ist und bei schwierigen 
Polizeieinsätzen auf Deeskalation setzt. Die übergroße Mehrheit der 
Polizeibeamtinnen und -beamten vertritt die Werte unseres Grundgesetzes und 
handelt jeden Tag danach. Es ist auch in ihrem Interesse, dass die Hintergründe 
bei tödlichen Polizeieinsätzen sowie zu einem möglichen Fehlverhalten von 
Kolleg*innen aufgeklärt werden. Wir setzen uns dafür ein, dass 
Sicherheitsstrukturen Vertrauen schaffen – gerade auch für Menschen, die von 
Rassismus betroffen sind.