| Veranstaltung: | Landesparteirat GRÜNE NRW Krefeld 16. November 2025 |
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| Tagesordnungspunkt: | 7 Dringlichkeitsantrag |
| Antragsteller*in: | Frieda Niewald (KV Düsseldorf) |
| Status: | Eingereicht |
| Eingereicht: | 15.11.2025, 10:48 |
D-01: Stoppt die Angriffe auf den Europäischen Green Deal!
Antragstext
Am 13. November 2025 wurden die schlimmsten Befürchtungen wahr: Manfred Webers
EVP-Fraktion hat gemeinsame Sache mit den rechtsextremen Fraktionen inklusive
der AfD gemacht. Gegen die demokratische Mehrheit im Europaparlament hat Weber
ein zentrales Element des Europäischen Green Deals, das EU-Lieferkettengesetz
gegen Kinderarbeit, Umwelt- und Klimazerstörung in den Lieferketten, entkernt.
Damit hat der fossile Backlash einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Angriffe auf
die Klimapolitik der EU werden immer heftiger. Für seinen Kulturkampf gegen
Klimaschutz hat CSU-Mann Weber die Brandmauer vollends eingerissen.
Der Europäische Green Deal ist besonders auch für NRW von größter Bedeutung,
gibt er doch für die Unternehmen in NRW den verlässlichen Rahmen vor, um mit
Planungssicherheit erfolgreich in die Klimaneutralität zu kommen. Innerhalb
Europas sorgt er dabei für gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen.
Die ideologisch-getriebenen Angriffe auf den Green Deal, von Lieferkettengesetz
über Antriebswende bis zum Emissionshandel schaden der NRW-Wirtschaft massiv.
Geführt werden diese Angriffe von den Unternehmen und Verbänden, die trotz
besseren Wissens darauf gesetzt haben, dass ihre auf fossilen Rohstoffen
basierenden Wertschöpfungsketten halten, oder, wenn ihre Strategie scheitert,
die Steuerzahler*innen einspringen. Wer nun eine Abschwächung des Green Deals
fordert, schadet neben Klima und Umwelt besonders den Unternehmen in NRW, die
sich schon lange und mit großen Investitionen auf den Weg gemacht haben.
Unternehmen, die sich darauf verlassen, dass sich diese Investitionen auszahlen.
Wer den Green Deal schwächt, sagt diesen Unternehmen: Eure Innovationen zahlen
sich nicht aus.
Klimaschutz ist nicht der Grund, warum es Industrien in NRW schlecht geht.
Vielmehr hat der russische Angriffskrieg und die damit verbundenen extremen
Kostensteigerungen für Gas und Energie die Verwundbarkeit der fossilen
Wertschöpfung offengelegt. Für uns NRW GRÜNE ist die konsequente und
planungssichere Umsetzung des Green Deals der beste Weg zu niedrigen
Energiepreisen, einer erfolgreichen Transformation und der Erreichung unserer
Klimaziele. Wir stehen zum Pariser Klimaabkommen, das bei der aktuell laufenden
30. Klimakonferenz im brasilianischen Belém massiv unter Druck steht.
Angesichts der massiven Angriffe auf den Green Deal und damit der
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und hunderttausenden Arbeitsplätzen in
Nordrhein-Westfalen stellen wir als NRW GRÜNE fest:
- Wir verteidigen die europäische Einigung zum Green Deal. Abschwächungen
und Verzögerungen stellen wir uns auf allen Ebenen entgegen, damit
Unternehmen und Verbraucher:innen in NRW sicher den Weg in die
Klimatransformation planen können.
- Keine Abschwächung des Emissionshandels. Wir widersprechen den Versuchen,
die Lenkungswirkung des Europäischen Emissionshandels (ETS I und II) zu
schwächen, wie z.B. durch eine längere freie Zuteilung von Zertifikaten,
einer Ausgabe über 2039 hinaus oder einer Absenkung des Reduktionsfaktors.
Den ETS in Frage zu stellen, bedeutet, diejenigen zu bestrafen, die sich
auf den Weg gemacht haben, und diejenigen zu belohnen, die die
Transformation verschlafen haben. Darüberhinaus stehen wir NRW GRÜNE für
eine gerichtete Industriepolitik mit Klimaschutzverträgen, der Schaffung
grüner Leitmärkte und local content-Vorgaben.
- Unternehmen und Bürger*innen beim Strompreis gezielt entlasten.
Entlastungen der Unternehmen beim Strompreis dürfen aus unserer Sicht kein
Freifahrtschein sein, sondern zeitlich befristet und mit klaren Vorgaben
zur CO2-Reduktion den Unternehmen Planbarkeit geben und Innovationen
fördern. Gleichzeitig darf die Entlastung von einigen Industriezweigen
nicht auf Kosten der Entlastungen der Bürger:innen gehen.
- CCS/U gehört nicht in den Emissionshandel. Den Einbezug von CO2-
Speichertechniken (CCS/U) in den Emissionshandellehnen wir ab, um einen
Preisverfall und undurchsichtige Bürokratie und Missbrauch z.B. durch den
Ausgleich permanenter Emissionen durch nicht-permanente Zertifikate, zu
verhindern. Wir bekräftigen unsere Haltung, CCS/U nur für wirklich
unvermeidbare Emissionen vorzusehen. Im Chemiebereich sehen unabhängige
Studien keine unvermeidbaren Emissionen. Die nötige Innovation für eine
vollumfängliche Elektrifizierung unterstützen wir u.a. durch gezielte
Flexibilisierung im Stromsystem.
- Internationale Klimazertifikate gefährden den Ausstiegspfad. Wir NRW GRÜNE
sind klar darin, dass internationale Klimazertifikate (Art. 6. des Pariser
Abkommens) auf keinen Fall in den ETS gelangen dürfen. Die Erfahrung unter
dem Clean Development Mechanism hat gezeigt, dass es das gesamte System
aus dem Gleichgewicht bringen kann, wenn Zertifikate mit fragwürdiger
Emissionswirkung den ETS fluten.
- Keine Doppelförderung von E-Fuels. Bei Flottengrenzwerten sehen wir den
Einbezug von sogenannten E-Fuels als nicht zielführend an. E-Fuels werden
schon in der Erneuerbaren-Energie-Richtlinie RED einbezogen. Eine
Doppelzählung käme einer neuen Subvention gleich und würde die E-Fuels
gegenüber anderen Antriebsarten bevorzugen.
- Verlässliche Regeln für gerechte Lieferketten. Beim Schutz von Klima,
Umwelt und Menschenrechten in den Lieferketten bekräftigen wir unsere
Haltung für klare und verlässliche Regeln und kritisieren die Entkernung,
die die EVP im Europaparlament nur mit Stimmen der Rechtsextremen
erreichen konnte, aufs Schärfste.
Begründung
Begründung der Dringlichkeit
Der Zeitpunkt des ordentlichen Antragsschlusses (2. November 2025) lag vor der gemeinsamen und finalen Abstimmung der EVP mit den Rechtsextremen zum CSDDD im Europaparlament (13. November 2025) und des Bekanntwerdens der Wettbewerbs- und Stabilisierungsoffensive für die Chemie- und Kohlenwasserstoffindustrie NRW („Chemie- und Raffineriepakt NRW“; am 11.11.2025). Beide Momente verändern die politische Situation maßgeblich und erfordern eine dringliche Positionierung von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN NRW.
Unterstützer*innen
- Frieda Niewald (KV Düsseldorf)
- Anna Daphne Bamidis (KV Köln)
- Alyssa Ammelung (KV Köln)
- Vincent Lohmann (KV Krefeld)
- Jakob Gintars (KV Bonn)
- David Diegel (KV Bielefeld)
- Tim Niklas Beyer (KV Bielefeld)
- Katharina Hix (KV Bielefeld)
- Jule Sträter (KV Düsseldorf)
- Jonathan Andraczek (KV Düsseldorf)
- Klaus Feurich-Tobien (KV Bielefeld)
- Klaus Mewes (KV Düsseldorf)
- Clara Mensching (KV Bielefeld)
- Lars Bauerdick (KV Bielefeld)
- Jesse Ahn (KV Bielefeld)
- Antje Westhues (KV Bochum)
Änderungsanträge
- D-01-001 (Daniel Freund (KV Aachen), Eingereicht)
- D-01-001-2 (Landesvorstand NRW (dort beschlossen am: 16.11.2025), Eingereicht)
- D-01-014 (Daniel Freund (KV Aachen), Eingereicht)
- D-01-025 (Daniel Freund (KV Aachen), Eingereicht)
- D-01-035 (Daniel Freund (KV Aachen), Eingereicht)
- D-01-045 (Michael Röls - Leitmann (KV Dortmund), Eingereicht)
- D-01-078 (Diana Hein (KV Düsseldorf), Eingereicht)
- D-01-078-2 (Daniel Freund (KV Aachen), Eingereicht)