| Veranstaltung: | Landesparteirat GRÜNE NRW Krefeld 16. November 2025 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | 4. Leitantrag vom Landesvorstand |
| Antragsteller*in: | Landesvorstand NRW (dort beschlossen am: 28.10.2025) |
| Status: | Eingereicht |
| Eingereicht: | 31.10.2025, 13:11 |
L-01: Innovationen made in NRW
Antragstext
Als wir Grüne vor dreieinhalb Jahren in Landtag und Landesregierung
Verantwortung übernommen haben, war klar: NRW steht vor gewaltigen
Herausforderungen. Egal ob Brücken, Straßen, Schulen oder Sportanlagen – überall
war der jahrzehntelange Verschleiß sichtbar. Es war klar: Hier braucht es neuen
Wind. Und Rückenwind für die Transformation.
Es ist das Ergebnis grüner Arbeit in Bund und Land, dass nun endlich investiert
wird. Die Altschuldenhilfe des Landes, das Sondervermögen des Bundes – das es
ohne die grüne Bundestagsfraktion nicht gegeben hätte – und die
Weiterentwicklung des Landes zum Nordrhein-Westfalen-Plan geben den Kommunen
wieder Spielräume: zum Handeln, zum Entwickeln, für die Zukunft. So schaffen wir
Vertrauen in die Handlungsfähigkeit unseres Staates.
Mit dem Nordrhein-Westfalen-Plan machen wir auch den Wirtschaftsstandort NRW
zukunftsfest. Unter der Überschrift Wirtschaftswende haben wir im Nordrhein-
Westfalen-Plan 1,3 Milliarden speziell für die klimaneutrale Transformation
vorgesehen. So nutzen wir die große Chance, gleichzeitig die Transformation zu
beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes zu stärken. Dass
wir nun die Investitionen in zentralen Transformationsbereichen ankurbeln
können, gibt uns Rückenwind auf dem Weg, die erste klimaneutrale Industrieregion
in Europa zu werden. Denn die Hidden-Champions und Einhörner gibt es längst in
NRW. Sie brauchen Planungssicherheit und starke Investitionen, damit wir mit
ihnen einen nachhaltigen Wohlstand schaffen. Wir wollen Technologien fördern,
neue Märkte erschließen und unternehmerische Investitionen steigern. Öffentliche
Infrastruktur steht im Fokus, wie z.B. Wasserstoffnetze und -speicher,
Wärmenetze oder Stromverteilnetze.
Bei den Schlüsseltechnologien wollen wir wichtige Zukunftsfelder, wie die
industrielle Bioökonomie oder Quantentechnologien, noch stärker bearbeiten. Denn
wir bleiben nur wettbewerbsfähig, wenn wir die Rahmenbedingungen hier so
gestalten, dass unsere Unternehmen davon profitieren. Genau hier setzt der
Nordrhein-Westfalen-Plan an. Wir reden nicht nur von klimaneutraler
Transformation, wir machen sie einfach.
NRW steht mitten in einer gewaltigen Transformation. Der Übergang von einer
fossilen, linear geprägten Industrie hin zu einer ressourcenschonenden,
digitalen und innovativen Wirtschaft ist unsere Chance. GRÜNE NRW kämpfen für
den Industriestandort NRW. Wir wollen Arbeitsplätze sichern, neue schaffen und
gleichzeitig die Grundlagen für eine klimaneutrale Wirtschaft legen. Der grüne
Zukunftsmotor läuft für diesen Anspruch: für Innovation statt Stillstand, für
Zusammenarbeit statt Blockade, für Zukunft statt Rückschritt. Während andere
noch über das Ziel streiten, zeigen wir in NRW, dass Transformation machbar ist
und setzen um. Mit dem Ausbauturbo bei den Erneuerbaren Energien, gezielten
Investitionen in Hochtechnologien und der Beschleunigung von Planungs- und
Genehmigungsverfahren stellen wir GRÜNE NRW unser Land für eine starke Zukunft
auf.
Unser Ziel ist klar: Nordrhein-Westfalen soll die erste klimaneutrale
Industrieregion Europas werden – angetrieben von grüner Energie, neuen Ideen und
mutigen Menschen, die den Wandel anpacken. Wir wollen NRW zum industriellen
Spitzenstandort für Zukunftstechnologien machen – mit klugen Investitionen,
einer starken Wissenschaft, besseren Bedingungen für Start-ups und Ausgründungen
aus Hochschulen.
Schon heute führt NRW weltweit in vielen Bereichen, die für Menschen und
Wirtschaft nicht mehr wegzudenken sind: etwa in der Chemiebranche,
Energieforschung, Medizin und nachhaltiger Mobilität. Durch die Verbindung
unserer Industrie, der renommierten Hochschullandschaft und der erfolgreichen
Start-Up-Szene entstehen hier viele Innovationen, die international bedeutsam
sind. Wir wollen unser Land zum industriellen Spitzenstandort für Innovationen
noch weiter ausbauen. Dafür braucht es gezielte Investitionen in Zukunftsfelder,
die den gesamten Weg der industriellen Transformation abbilden und die unseren
grünen Zukunftsmotor mit neuen Werkzeugen ausstatten: von der Bioökonomie, die
nachhaltige Rohstoffe und neue Wertschöpfungsketten erschließt, über das
zirkuläre Wirtschaften, das Ressourcen im Kreislauf hält, bis hin zu Halbleitern
als technologischem Rückgrat der Digitalisierung, zur Quantentechnologie als
Schlüssel für die nächste Innovationswelle und zur Raumfahrt, die neue Horizonte
für Forschung, Klimaüberwachung und Kommunikation eröffnet. Diese fünf Felder
stehen für grüne Meilensteine des Innovationspfads: von nachhaltiger Produktion
über Kreislaufwirtschaft bis zu Hightech und Raumfahrt. Wir verbinden damit
ökologische Verantwortung mit technologischer Souveränität.
Gleichzeitig müssen wir den Weg von der Idee zur Anwendung konsequent verkürzen.
Zu oft verlassen vielversprechende Technologien oder Startups nach der ersten
Förderphase unser Land, weil sie beispielsweise in den USA bessere Bedingungen
und Risikokapital finden. Das wollen wir ändern. Wir fordern eine
innovationsfreundliche Gründungs- und Finanzierungskultur, die jungen
Unternehmen und wissenschaftlichen Ausgründungen den Weg zur Marktreife in NRW
ermöglicht. NRW darf nicht länger Ideenexporteur sein, während die Wertschöpfung
andernorts entsteht. Innovationen, die hier entstehen, sollen auch hier wachsen.
Wir wissen, Innovation braucht Menschen, die sie gestalten. Deswegen arbeiten
wir GRÜNEN NRW weiterhin daran, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ohne
qualifizierte Fachkräfte bleiben selbst die besten Ideen Theorie. Schon in
Schulen – etwa in Schülerfirmen – zeigt sich, wie früh Unternehmergeist und
praktische Innovationsfähigkeit wachsen können. Es ist entscheidend, dass wir in
NRW nicht nur technologische Entwicklungen fördern, sondern auch die Menschen,
die sie umsetzen. Denn nur wenn wir die richtigen Talente gewinnen, fördern und
langfristig binden, können wir Innovationen wirklich in die Praxis bringen und
NRW als starken, zukunftsorientierten Standort sichern. Dabei gilt: Innovation
braucht Vielfalt. Wir wollen, dass mehr Frauen, Menschen mit unterschiedlichen
Hintergründen und vielfältigen Lebenswegen in Forschung, Gründung und Technik
sichtbar werden. Denn gemischte Teams entwickeln bessere Ideen, treffen klügere
Entscheidungen und treiben damit Innovationen nachhaltiger voran.
Im Zukunftsmotor NRWs beginnt der Wandel beim Stoff selbst, bei dem, woraus wir
produzieren. Bioökonomie ersetzt fossile Rohstoffe durch erneuerbare,
biobasierte Alternativen, reduziert CO2-Emissionen entlang der gesamten
Wertschöpfungskette und schützt zugleich natürliche Ressourcen. Sie verbindet
Ökologie mit industrieller Stärke. Das macht Bioökonomie nachhaltig sowie
kreislauffähig und zeigt: Klima- und Umweltschutz ist keine Verzichts-, sondern
eine Wachstumsstrategie.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch den Einsatz von Pflanzen,
Mikroorganismen und biotechnologischen Verfahren können in Nordrhein-Westfalen
neue, nachhaltige Wertschöpfungsketten entstehen – von der Landwirtschaft über
die Chemie bis hin zur Material- und Verfahrenstechnik. Biologisch abbaubare
Kunststoffe, nachhaltige Baustoffe oder biobasierte medizinische Anwendungen
zeigen, dass aus Forschung und Natur neue Märkte erwachsen, die hochwertige und
zukunftssichere Arbeitsplätze schaffen.
Fachkräfte und Qualifizierung gezielt fördern: Die Bioökonomie verlangt
neue Kompetenzen in Biotechnologie, Verfahrenstechnik, Landwirtschaft und
Materialwissenschaften. Wir fordern gezielte Aus- und
Weiterbildungsprogramme, Anreize zur Fachkräftebindung und die Förderung
interdisziplinärer Qualifikationen, um vorhandenes Know-how in neue
Sektoren zu übertragen.
Die Zukunft des Wirtschaftens ist zirkulär. Was heute als Abfall gilt, ist
morgen ein Wertstoff: NRW kann zeigen, wie Kreisläufe Gewinne schaffen statt
Müll. Zirkuläres Wirtschaften bedeutet, Rohstoffe effizient zu nutzen, Produkte
langlebiger zu gestalten und Wertstoffe im Kreislauf zu führen, statt sie zu
entsorgen. Die Ressourcen auf unserem Planeten sind nur begrenzt und genau dort
setzt zirkuläres Wirtschaften an: mit kluger Planung und Innovationen können
Rohstoffe effizienter genutzt werden, Ressourcenverbrauch, Abfall und
Umweltverschmutzung vermieden werden. Die Kreislaufwirtschaft reduziert auch die
Abhängigkeit von Rohstoffimporten und wird entscheidend für die Widerstands- und
Wettbewerbsfähigkeit unseres Industriestandorts sein.
Nordrhein-Westfalen kann hier eine echte Vorreiterrolle einnehmen. Schon heute
gibt es ein deutschlandweit einzigartiges Netzwerk zur zirkulären Wertschöpfung
– mit Initiativen wie dem Prosperkolleg in Bottrop, CirQuality OWL oder dem
Circular Valley in Wuppertal. Besonders in der Grundstoffindustrie liegen große
Chancen: Unternehmen wie LyondellBasell, Evonik, Carboliq in Remscheid oder
matterr Operations in Hürth zeigen, wie Sekundärrohstoffe, Kunststoffrecycling
und chemisches Recycling neue Maßstäbe für Ressourceneffizienz setzen.
Halbleiter sind die Schaltzentrale des Zukunftsmotors. Sie sorgen für
Fortschritt in der digitalen und klimaneutralen Industrie. Sie steuern
Maschinen, Fahrzeuge und Energiesysteme und machen so Effizienzgewinne erst
möglich. Neue Materialien und leistungsfähigere Chips senken den
Energieverbrauch und zeigen: Ohne Chips keine Transformation.
Wir wollen mehr Kooperation innerhalb Europas und die Halbleiterindustrie hier
in NRW fördern, um unabhängiger zu sein: Lieber europäische Partner als
chinesische Autokraten. Nordrhein-Westfalen verfügt über starke Akteure in
diesem Zukunftsfeld: Unternehmen wie Elmos Semiconductor SE in Dortmund,
Infineon, ELEMENT 3–5 in Baesweiler sowie das Fraunhofer IMS in Duisburg prägen
Forschung und Entwicklung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Für unseren grünen Zukunftsmotor öffnet sich mit der Quantentechnologie ein
neues Kapitel des Wissens: hier werden die Gesetze der Physik zu Werkzeugen für
die Industrie von morgen. Quantentechnologien eröffnen völlig neue Dimensionen
in Rechenleistung, Kommunikation und Sensorik. Ob in der Materialforschung, der
Medizintechnik oder der Klimamodellierung: Sie können Prozesse revolutionieren
und Innovationen beschleunigen.
Nordrhein-Westfalen zählt hier bereits heute zu den führenden Regionen Europas.
Eine dichte Forschungslandschaft mit dem Forschungszentrum Jülich, der RWTH
Aachen, den Universitäten in Siegen, Paderborn und Dortmund, den Fraunhofer-
Instituten ILT, IPT und IMS sowie dem DLR bildet das Rückgrat einer dynamischen
Innovationskultur. Aus ihr entstehen Start-ups wie eleQtron (Siegen), Arque
Systems (Jülich) oder Pixel Photonics (Münster), die weltweit an der Spitze der
Quantenrevolution stehen.
Wer die Zukunft steuern will, braucht Überblick - auch von oben, aus dem All.
Raumfahrt ist weit mehr als der Weg zu den Sternen. Sie ist ein kraftvoller
Innovationstreiber für zahlreiche Branchen. Die extremen Anforderungen an
Genauigkeit, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit erzeugen einen
Innovationsdruck, der neue Technologien hervorbringt – von Materialforschung
über Kommunikation bis hin zu Energielösungen. Dieses Potenzial wollen wir für
NRW gezielt nutzen und weder den Bayern überlassen noch den Jeff Bezos’, Elon
Musks und Donald Trumps dieser Welt. Das macht uns auch unabhängiger von den
Technologien anderer und damit NRW sicherer.
NRW kann Zukunft. NRW kann Industrie. Jetzt kommt es darauf an, beides
zusammenzubringen. Mit Forschung, mit neuen Ideen und mit dem Mut, Verantwortung
zu übernehmen. Weil wir in NRW unsere Stärken bündeln, zeigen wir: Klimaschutz
und Wettbewerbsfähigkeit sind keine Gegensätze, sondern die Grundlage einer
modernen Wirtschaft. Der grüne Zukunftsmotor – das sind nicht nur Maschinen und
Technologien. Das sind Menschen, die anpacken, lernen, gestalten. Unser Ziel:
Dass der Wandel gute Arbeit schafft, Regionen stärkt – und niemanden
zurücklässt.